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SCHLEGEL, Friedrich


Die Gebüsche


Es wehet kühl und leise

die Luft durch dunkle Auen,

und nur der Himmel lächelt

aus tausend hellen Augen.


Es regt nur eine Seele

sich in der Meere Brausen

und in den leisen Worten

die durch die Blätter rauschen.


So tönt in Welle Welle,

wo Geister heimlich trauern.

So folgen Worte Worten,

wo Geister Leben hauchen.


Durch alle Töne tönet

im bunten Erdenraume

ein leiser Ton gezogen

für den, der heimlich lauschet.


Das Gedicht der Liebe


Wie nächtlich ungestüm die Wellen wogen,

Bald schwellend liebevoll zum Sternenkranze,

Bald sinkend zu der Tiefe hingezogen,

Sehnsüchtig flutend in dem Wechseltanze,

Bis Morgenrot empor scheint aus den Wogen,

Noch feucht in blumenlichtem Tränenglanze;

So steigen hier der Dichtkunst hohe Strahlen

Aus tiefer Sehnsucht Meer und Wonnequalen.



Rückkehr zum Licht

Unsre Erde liebt den Äther,
Möchte gern der Sonne nahn.
Starres Eisen ward lebendig,
Als das Licht hernieder kam,
Heil'ges Licht der heil'gen Sonne,
Und uns alles Schöne gab.
Kühne Felsen trieb die Tiefe,
Hohe Lüfte schwebten nah,
Von dem Äther abgesendet
Um die große Braut zu fahn.
Scham macht rot den blauen Schleier,
In den Adern rinnt Metall,
Edelsteine blitzen unten,
Und in Wolken blüht der Strahl.
Süßes Blut durchdringt die Glieder,
Flammen rieseln unsichtbar,
Sehnsucht schwellt die üpp'gen Hügel,
Grüne Fülle quillt im Tal,
Und es spielen bunte Tiere,
Wo den Schoß der Äther traf.
Pflanzen, Tiere und Metall
Atmen nur des Lichtes Kraft;
Andre Wesen leuchten anders,
Mancher Schein von Einem Strahl.
Leichtes Eisen, fester Äther,
Steht der Mensch vollendet da;
In dem Antlitz glänzt die Erde,
Und zur Sonne will die Tat.
Wo die Farben wieder Eins,
Wird das Licht sich selber klar,
Denket mutig auf die Rückkehr,
Wann der Heimat es gewahrt.
Frohe Zeichen schaut das Auge,
Wo das kühne Leben wallt,
Wo die wilde Erdenfülle
Schön vereint ist zum Gesang;
Da erinnert an die Sonne
Uns ihr Abglanz, die Gestalt.
Freier regt sich dann die Liebe
Die so tief verschlossen lag;
Wo die Schönheit angesprochen,
Hatte Liebe schon gefragt.
Wenn das Herz in schöner Liebe
Kühnlich schwebet gleich dem Aar,
Strömet hoch die Fantasie,
Wie die Flamme vom Altar.
Was der Geist so hell gedichtet
Lebet ewig fest und wahr;
Und zur Sonne kehrt das Licht,
Wo das heil'ge rein und klar.


Fünftes Sonett

So liegst du gut. Gleich wird sich's prächtig zeigen

Wie klug mein Rat: ich schiebe meinen Dicken

In dein bemoostes Tor – man nennt das Ficken.

Du fragst warum? – Davon laß jetzt mich schweigen.

Schon seh' ich Schmerz in deinen blanken Blicken,

Das geht vorbei: du mußt zurück dich neigen,

Gleich wird dein Blut dir jubeln wie die Geigen

Von Engeln, welche ihre Brünste schicken

In bebender Musik zum Ohr der Welt.

Famos! ... Du einst dich mir in bravem Schaukeln,

Die Schenkel schmiegen pressend, es umgaukeln

Mich Düfte, die mich locken in die Unterwelt.

Ein Stoß – ein Schrei! ... Die weißen Glieder zittern

Im Kampf wie Apfelblüten in Gewittern.


Siebentes Sonett

Der Müllerbursche schiebt hinauf zur Mühle

Auf seinem Karren einen Mühlenstein.

Und in die Öffnung schob er glatt hinein

Sein steifes Glied und schaffte so sich Kühle.

Die blonde Müll'rin sieht's im Sonnenschein.

Und trotz der unerträglich dumpfen Schwüle

Läuft sie hinab, daß prüfend sie's befühle:

Sie faßt und fühlt, es ist von Fleisch und Bein.

»Na hör', mein Junge«, ruft sie sehr brutal,

»Was soll die Schweinerei mit deinem Schweif? .. !

Ist das die Prüfung, die ich dir befahl.

Ob du auch würdig wärest für mein Bett?«

Doch er zeigt nur die Inschrift um den Reif.

Und ach, sie liest gerührt: Elisabeth ... !