Download document

GRILLPARZER, Franz


Sappho

Sappho

Siehst du, mein Freund, so lebt nun deine Sappho!

Für Wohltat Dank, für Liebe – Freundlichkeit,

So ward mir's stets im Wechseltausch des Lebens;

Ich war zufrieden, und bin hoch beglückt,

Gibst du auch halb nur wieder das Empfangne,

Wenn du dich nicht für übervorteilt hältst.

Ich hab gelernt verlieren und entbehren;

Die beiden Eltern sanken früh ins Grab

Und die Geschwister, nach so mancher Wunde,

Die sie dem treuen Schwesterherzen schlugen,

Teils Schicksals Laune, und teils eigne Schuld

Stieß früh sie schon zum Acheron hinunter.

Ich weiß wie Undank brennt, wie Falschheit martert,

Der Freundschaft und der – Liebe Täuschungen

Hab ich in diesem Busen schon empfunden,

Ich hab gelernt verlieren und entbehren!

Nur eins verlieren könnt' ich wahrlich nicht,

Dich Phaon, deine Freundschaft, deine Liebe!

Drum mein Geliebter, prüfe dich!

Du kennst noch nicht die Unermeßlichkeit

Die auf und nieder wogt in dieser Brust.

O laß mich's nie, Geliebter nie erfahren,

Daß ich den vollen Busen legte an den deinen

Und fänd' ihn leer!


Glaube und Heimat

…..

DON CÄSAR.

Wie gehts dem Kaiser?

RUMPF.

Gut. Verwunderlich.

Der Herr verjüngen sich mit jedem Tage,

Sehn wie ein Dreißiger. Sagt ich doch heut nur:

Daß sie so selten öffentlich sich zeigten,

Die Weiber sei'ns, die drob am meisten klagten.

Da lachten Seine Majestät.

DON CÄSAR.

Ich glaubs wohl.

War ich dabei, ich hätte auch gelacht.

Ein Dreißiger! mit solchem Bauch und Beinen.

Wie nun, kann ich ihn sprechen?

RUMPF.

Allerdings.

Ein Weilchen nur hochgnädige Geduld.

Des Kaiser Majestät sind –

Er spricht ihm ins Ohr, auf Mathias zeigend.

DON CÄSAR.

Gut denn, gut.

Wem ist das Pferd, das man im Hofe führt?

RUMPF.

Ach, euer, wenn ihr wollt. Der Kaiser hat es heute

Besehen und gekauft.

DON CÄSAR.

Ich will‘s besteigen.

Ab.

MATHIAS.

Wer ist der junge Mann?

KLESEL.

So wißt ihr nicht?

Ein Findelkind, im Schlosse hier gefunden.

Der Kaiser liebt ihn sehr. Begreift ihr nun?

MATHIAS.

Don Cäsar?

KLESEL.

Wohl, er selbst. – Nun, noch einmal,

Begehrt in Ungarn ein Kommando.

MATHIAS.

Wozu?

KLESEL.

Ihr sollt noch hören. Doch verlangt es!

Ein Kämmerer tritt ein.

KÄMMERER.

Erzherzog Ferdinand aus Steiermark

Sind angekommen, bitten um Gehör.

RUMPF.

Du liebe Zeit! Ihr Gnaden sind willkommen.

…..