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KÖRNER, Theodor


Denn mit den fremden Worten auf der Zunge

Denn mit den fremden Worten auf der Zunge

Kommt auch der fremde Geist in unsre Brust,

Und wie sich mancher, von dem Prunk geblendet,

Der angebor'nen heil'gen Sprache schämt,

Und lieber radebrechend seiner Zunge

Zum Spott des Fremden fremde Fesseln aufzwingt,

So lernt er auch die deutsche Kraft verachten

Und schwört die angeborne Treue ab.


Liebe führt durch Nacht und Dunkel

Liebe führt durch Nacht und Dunkel

Uns zur höchsten Erdenlust,

Liebe löst und Liebe bindet,

Liebe sucht und Liebe findet

Ihren Weg zu jeder Brust.

Was die Herzen feindlich trennte,

Trotzt vergeblich ihrer Macht;

Und es schmücken öde Fluren

Herrlich sie auf ihren Spuren

Mit erneuter Frühlingspracht,

Und so mag sie freundlich walten,

Lieblich ihre Myrte blühn!

Wo sich einst zu schönen Stunden

Reine Seelen fest verbunden,

Bleibt sie ewig jung und grün.


Abschied vom Leben

Die Wunde brennt, die bleichen Lippen beben.

Ich fühl's an meines Herzens matterm Schlage,

hier steh ich an den Marken meiner Tage.

Gott, wie du willst! Dir hab ich mich ergeben.

Viel gold'ne Bilder sah ich um mich schweben;

Das schöne Traumbild wird zur Totenklage.

Mut! Mut! – Was ich so treu im Herzen trage,

Das muß ja doch dort ewig mit mir leben.

Und was ich hier als Heiligtum erkannte,

Wofür ich rasch und jugendlich entbrannte,

Ob ich's nun Freiheit, ob ich's Liebe nannte:

Als lichten Seraph seh ich's vor mir stehen;

Und wie die Sinne langsam mir vergehen,

Trägt mich ein Hauch zu morgenroten Höhen.


Knospen – Liebesrausch

Dir, Mädchen, schlägt mit leisem Beben

Mein Herz voll Treu’ und Liebe zu.

In dir, in dir versinkt mein Streben;

Mein schönstes Ziel bist du.

Dein Name nur in heil’gen Tönen

Hat meine kühne Brust gefüllt;

Im Glanz des Guten und des Schönen

Strahlt mir dein hohes Bild.

Die Liebe sproßt aus zarten Keimen,

Und ihre Blüten welken nie.

Du, Mädchen, lebst in meinen Träumen

Mit süßer Harmonie.

Begeistrung rauscht auf mich hernieder;

Kühn greif’ ich in die Saiten ein,

Und alle meine schönsten Lieder,

Sie nennen dich allein.

Mein Himmel glüht in deinen Blicken,

An deiner Brust mein Paradies.

Ach! alle Reize, die dich schmücken,

Sie sind so hold, so süß.

Es wogt die Brust in Freud’ und Schmerzen;

Nur eine Sehnsucht lebt in mir,

Nur ein Gedanke hier im Herzen:

Der ew’ge Drang nach dir.



Die Eichen


Abend wird's, des Tages Stimmen schweigen,

Röter strahlt der Sonne letztes Glüh'n;

Und hier sitz' ich unter euren Zweigen,

Und das Herz ist mir so voll, so kühn!

Alter Zeiten alte treue Zeugen,

Schmückt euch doch des Lebens frisches Grün,

Und der Vorwelt kräftige Gestalten

Sind uns noch in eurer Pracht enthalten.

Viel des Edlen hat die Zeit zertrümmert,

Viel des Schönen starb den frühen Tod,

Durch die reichen Blätterkränze schimmert

Seinen Abschied dort das Abendrot.

Doch um das Verhängnis unbekümmert,

Hat vergebens euch die Zeit bedroht,

Und es ruft mir aus der Zweige Wehen:

»Alles Große muß im Tod bestehen!«


Und ihr habt bestanden! – Unter allen

Grünt ihr frisch und kühn mit starkem Mut.

Wohl kein Pilger wird vorüberwallen,

Der in euerm Schatten nicht geruht.

Und wenn herbstlich eure Blätter fallen:

Tot auch sind sie euch ein köstlich Gut,

Denn verwesend werden eure Kinder

Eurer nächsten Frühlingspracht Begründer.


Schönes Bild von alter deutscher Treue,

Wie sie bess're Zeiten angeschaut,

Wo in freudig kühner Todesweihe

Bürger ihre Staaten festgebaut!

Ach was hilft's, daß ich den Schmerz erneue?

Sind doch alle diesem Schmerz vertraut!

Deutsches Volk, du herrlichstes vor allen,

Deine Eichen stehn – du bist gefallen!


Lützows wilde verwegene Jagd

Was glänzt dort im Walde im Sonnenschein?

Hör’s näher und näher brausen.

Es zieht sich herunter in düsteren Reihn

Und gellende Hörner schallen darein,

Erfüllen die Seele mit Grausen.

Und wenn ihr die schwarzen Gesellen fragt:

Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd!


Was zieht dort rasch durch den finsteren Wald

Und streifet von Bergen zu Bergen?

Es legt sich in nächtlichen Hinterhalt,

Das Hurra jauchzt, die Büchse knallt,

Es fallen die fränkischen Schergen.

Und wenn ihr die schwarzen Jäger fragt

Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd!


Wo die Reben dort glühen, dort braust der Rhein,

Der Wütrich geborgen sich meinte.

Da naht es schnell mit Gewitterschein

Und wirft sich mit rüstigen Armen hinein

Und springt an das Ufer der Feinde.

Und wenn ihr die schwarzen Schwimmer fragt:

Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd!


Was braust dort im Tale die laute Schlacht,

Was schlagen die Schwerter zusammen?

Wildherzige Reiter schlagen die Schlacht,

Und der Funke der Freiheit ist glühend erwacht

Und lodert in blutigen Flammen.

Und wenn ihr die schwarzen Reiter fragt:

Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd!


Was scheidet dort röchelnd vom Sonnenlicht

Unter winselnde Feinde gebettet?

Es zucket der Tod auf dem Angesicht,

Doch die wackeren Herzen erzittern nicht,

Das Vaterland ist ja gerettet!

Und wenn ihr die schwarzen Gefall’nen fragt:

Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd.


Die wilde Jagd und die deutsche Jagd

Auf Henkersblut und Tyrannen!

D'rum, die ihr uns liebt, nicht geweint und geklagt!

Das Land ist ja frei, und der Morgen tagt,

Wenn wir's auch nur sterbend gewannen.

Und von Enkel zu Enkel sei es nachgesagt:

Das war Lützows wilde, verwegene Jagd.