FUCHS, Günter Bruno



Leiterwagen


Da saß ein Mann im Leiterwagen,

hat nie geschlafen, nie gewacht,

hat hundert Jahre so verbracht −


saß antwortlos und ohne Fragen.


Hat nur ein einzig Mal gelacht,

als ihm der Tod das Bett gemacht.

Das wollt ich euch nur sagen.


Für ein Kind


Ich habe gebetet. So nimm von der Sonne und geh.

Die Bäume werden belaubt sein.

Ich habe den Blüten gesagt, sie mögen dich schmücken.


Kommst du zum Strom, da wartet ein Fährmann.

Zur Nacht läutet sein Herz übers Wasser.

Sein Boot hat goldene Planken, das trägt dich.


Die Ufer werden bewohnt sein.

Ich habe den Menschen gesagt, sie mögen dich lieben.

Es wird dir einer begegnen, der hat mich gehört.



Dämmerung


Wer hat im Treppenhaus gerufen,

wer saß am Fensterbrett und blickte stumm?

Mein Traum, das Pony mit den sanften Hufen,

erschrak so sehr und warf den Kopf herum.


Die Zeit befiehlt, im Zimmer wach zu liegen.

Die Nacht ist wieder Heimwehkrank.

Sie spricht zu mir: die Fledermäuse fliegen

Und stürzen manchmal auf das Blech der Fensterbank.


Vielleicht schon früh im Morgengrauen,

grüßt mich das Lied von Ararat:

ein armer Engel wird in meine Stube schauen,

der auch im Treppenhaus gerufen hat.