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RIST, Johann



O Tod, wie bitter bist du


O Tod, wie bitter bist du,

Wenn an dich gedenket ein Mensch,

Der gute Tage und genug hat

Und ohne Sorge lebet;

Und dem es wohl geht in allen Dingen

Und noch wohl essen mag!


O Tod, wie wohl tust du dem Dürftigen,

Der da schwach und alt ist,

Der in allen Sorgen steckt,

Und nichts Bessers zu hoffen,

Noch zu erwarten hat!



Auf die Winterszeit


Der Winter hat sich angefangen,

der Schnee bedeckt das ganze Land,

der Sommer ist hinweggegangen,

der Wald hat sich in Reif verwandt.


Die Wiesen sind von Frost versehret,

die Felder glänzen wie Metall;

die Blumen sind in Eis verkehret,

die Flüsse stehn wie harter Stahl.


Wolhan, wir wollen von uns jagen

durchs Feuer das kalte Winterkleid;

Kommt, laßt uns Holz zum Herde tragen

und Kohlen dran, jetzt ist es Zeit.


Lasst uns den Fürnewein hergeben

dort unten aus dem großen Fass!

Das ist das rechte Winterleben:

ein' heiße Stub' und kühles Glas.


Wolhan, wir wollen musizieren

bei warmer Luft und kühlen Wein;

ein ander mag sein' Klagen führen,

den Mammon nie lässt fröhlich sein.


Wir wollen spielen, scherzen, essen,

solang' uns noch kein Geld gebricht,

doch auch der Schönsten nicht vergessen,

denn wer nicht liebt, der lebet nicht.


Wir haben dennoch gnug zu sorgen,

wann nun das Alter kommt heran;

es weiß doch keiner, was ihm morgen

noch vor ein Glück begegnen kann.


Drum will ich ohne Sorgen leben,

mit meinen Brüdern fröhlich sein.

Nach Ehr' und Tugend tu' ich streben,

den Rest befehl' ich Gott allein.



Auf eine sehr schöne Frau


Was wil Ich doch noch viel in meinen Garten gehen

Die Blümlein mancher Art mit freuden an zu schauen?

Sieht man sie alle doch an dieser schönen Frauen.

Die Blümlein welche sonst weit von einander stehen


Kan man hier allzumal in einem Körper sehen

Wol dem der Tag und Nacht mag diesen Garten bauen

Wol dem der kühnlich Ihn darf graben, seen, hauen!

Doch acht Ich daß es nicht so leichtlich wird geschehen


Daß Ich der grossen Lust des Gartens werd geniessen

Ei wol so lieb ich doch sollts gleich den Neid verdriessen

Gedanken die sind frei die schweben hin und her


Vielleicht wird sie mir noch aus Gunst ein Blick vergönnen

Wann sie mein grosse Treu und Liebe wird erkennen

Vielleicht erlang ich gar was ich so sehr begehr.