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VOSS, Johann Heinrich



Luise
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Wie das närrische Mädchen sich anstellt! Ist denn der Kahn nicht Groß und breit? Sei ruhig, mein Töchterchen, oder ich wiege. Sonst so keck und verwegen, wenns gilt, in die Bäume zu klettern! Ueber die Graben zu springen, und hoch in der Luft sich zu schaukeln! Nim das seidene Tuch um den Hals, mein Kind: auf dem Wasser Kühlt doch die Abendluft, und Vorsicht reute noch niemand. Drauf antwortetest du, ehrwürdiger Pfarrer von Grünau: Sei nicht bange, mein Kind, und verhülle dich; besser ist besser. Gott sei Dank für den herlichen Tag, und den herlichen Abend! Also lächle dereinst der Abend unseres Lebens! Matt schon glüht’ im Westen die Glut; ein Stern nach dem andern Trat aus dem Glanz, mit Silber des Himmels Bläue durchfunkelnd: Als der rauschende Kahn an der krüpplichen Eiche des Ufers Landete. Lieblicher Duft umwehte sie; aber sie eilten Durch die wellichten Schwade des thauumschimmerten Heues, Längst dem grenzenden Walle, bepflanzt mit Dornen und Haseln: Wo die heisere Grille noch zirpt’, und im Grase der bläulich Flimmernde Glühwurm lag. Nun stiegen sie über das Gatter, Kamen ins Dorf, und grüßten die stille Schaar vor den Häusern, Und des Verwalters Knecht, der die klingende Sens’ auf dem Ambos Hämmernd schärft’, um morgen die grasichte Wiese zu mähen. Abendlich pickte die Uhr, und schnob die Eul’ in dem Kirchthurm;

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