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FÜHMANN, Franz



Der Kinderkarren


Einen Nachmittag lang hab ich einen Karren

voll Kinder durch die Wiese gefahren,

querüber durch alles, was bei uns blüht.

Nun bin ich glücklich un müd.

Wie schön doch die Welt sein kann: Schmetterlinge,

Schlehen, Mohn und meine Kinderkarren!

Allerdings: müsste ich ihn berufshalber täglich fahren,

wären sie etwa eines Grafen Kinder

und ich wäre sein Führknecht, so dachte ich: Schinder,

Ausbeuter, Hund, Henker, hol dich die Pest,

dass du deine Kinder von mir kutschieren lasst!

Und ich würde nichts Blühendes sehen,

keine Schmetterlinge, keine Schlehen,

in mir wär nur Hass, den im Herzen ich schürte

auf die Kinder im Karren hinter mir,

aber die Unmündigen könnten ja auch nichts dafür,

und ich Armer könnte nichts für den Hass, den ich

gegen sie schürte,

alle wir Armen und Unmündigen könnten wir nichts

dafür;

und das war so, als die Grafen da Herren waren,

und das würde wieder so sein, wenn die Grafen wiederkämen.

Aber sie kommen nicht wieder; sie können die Hürden

nicht nehmen,

die hohen, zwischen ihnen und meinem fröhlichen

Kinderkarren.