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WAGNER, Richard


Parsival
…..
Sei heil – entsündigt und entsühnt!

Denn ich verwalte nun dein Amt.

Gesegnet sei dein Leiden,

das Mitleids höchste Kraft

und reinsten Wissens Macht

dem zagen Toren gab.

Den heil’gen Speer –

ich bring’ ihn euch zurück! –

Oh! Welchen Wunders höchstes Glück!

Der deine Wunde durfte schliessen,

ihm seh’ ich heil’ges Blut entfliessen

in Sehnsucht nach dem verwandten Quelle,

der dort fliesst in des Grales Welle. –

Nicht soll der mehr verschlossen sein:

Enthüllet den Gral! – Öffnet den Schrein!

Höchsten Heiles Wunder!

Erlösung dem Erlöser!


Lohengrin

In fernem Land (Gralserzählung)

In fernem Land, unnahbar euren Schritten,

Liegt eine Burg, die Monsalvat genannt;

Ein lichter Tempel stehet dort inmitten,

So kostbar als auf Erden nichts bekannt;

Drin ein Gefäß von wundertät’gem Segen

Wird dort als höchstes Heiligtum bewacht.

Es ward, dass sein der Menschen reinste pflegen,

Herab von einer Engelschar gebracht.

Alljährlich naht vom Himmel eine Taube,

Um neu zu stärken seine Wunderkraft:

Es heißt der Gral, und selig reinster Glaube

Erteilt durch ihn sich seiner Ritterschaft.

Wer nun dem Gral zu dienen ist erkoren,

Den rüstet er mit überirdischer Macht;

An dem ist jedes Bösen Trug verloren,

Wenn ihn er sieht, weicht dem des Todes Nacht;

Selbst wer von ihm in ferne Land entsendet,

Zum Streiter für der Tugend Recht ernannt,

Dem wird nicht seine heil’ge Kraft entwendet,

Bleibt als sein Ritter dort er unerkannt.


Die Walküre
…..
Winterstürme wichen dem Wonnemond,

in mildem Lichte leuchtet der Lenz;

auf linden Lüften leicht und lieblich,

Wunder webend er sich wiegt;

durch Wald und Auen weht sein Atem,

weit geöffnet lacht sein Aug': -

aus sel'ger Vöglein Sange süß er tönt,

holde Düfte haucht er aus;

seinem warmen Blut entblühen wonnige Blumen,

Keim und Sproß entspringt seiner Kraft.

Mit zarter Waffen Zier bezwingt er die Welt;

Winter und Sturm wichen der starken Wehr:

wohl mußte den tapfern Streichen

die strenge Türe auch weichen,

die trotzig und starr uns trennte von ihm. -

Zu seiner Schwester schwang er sich her;

die Liebe lockte den Lenz:

in unsrem Busen barg sie sich tief;

nun lacht sie selig dem Licht.

Die bräutliche Schwester befreite der Bruder;

zertrümmert liegt, was je sie getrennt:

jauchzend grüßt sich das junge Paar:

vereint sind Liebe und Lenz!
…..

Der Walkürenritt

Mein Schwert es sinkt aus meiner Hand
Es fällt auf blutigen Sand
Und um mich wird es Nacht

Ich sehe noch einmal meine Frau und mein Kind
Wie sie am lächeln sind
Ihr Götter steht mir bei

Bilder aus meinen vergangenen Tagen
Durch mein Innerstes jagen
Bis ich das Schlachtfeld seh

Walküren tragen mich hinauf
Es schließt sich der Lebenslauf
Nach Walhall der letzte Schritt
Der Walkürenritt

Wie ein Adler blick ich von oben
Hinab auf grausiges Toben
Und plötzlich sehe ich mich

Ich liege erschlagen auf den Land meiner Ahnen
Doch es wehen die siegreichen Fahnen
Mein Tod hat sich doch gelohnt

In Liedern werde ich weiterleben
Ein volles Horn voll Met sollt ihr heben
„Heil dem tapferen Ahn!“


Leb' wohl, du kühnes, herrliches Kind!

WOTAN
Leb' wohl, du kühnes, herrliches Kind!
Du meines Herzens heiligster Stolz!
Leb' wohl! Leb' wohl! Leb' wohl!
Muss ich dich meiden,
und darf nicht minnig
mein Gruss dich mehr grüssen;
sollst du nun nicht mehr neben mir reiten,
noch Met beim Mahl mir reichen;
muss ich verlieren dich, die ich liebe,
du lachende Lust meines Auges:
ein bräutliches Feuer soll dir nun brennen,
wie nie einer Braut es gebrannt!
Flammende Glut umglühe den Fels;
mit zehrenden Schrecken
scheuch' es den Zagen;

der Feige fliehe Brünnhildes Fels! -
Denn einer nur freie die Braut,
der freier als ich, der Gott!

Der Augen leuchtendes Paar,
das oft ich lächelnd gekost,
wenn Kampfeslust ein Kuss dir lohnte,
wenn kindisch lallend der Helden Lob
von holden Lippen dir floss:
dieser Augen strahlendes Paar,
das oft im Sturm mir geglänzt,
wenn Hoffnungssehnen das Herz mir sengte,
nach Weltenwonne mein Wunsch verlangte
aus wild webendem Bangen:
zum letztenmal
letz' es mich heut'
mit des Lebewohles letztem Kuss!
Dem glücklichen Manne
glänze sein Stern:
dem unseligen Ew'gen
muss es scheidend sich schliessen.
Denn so kehrt der Gott sich dir ab,
so küsst er die Gottheit von dir!


Tannhäuser

O du, mein holder Abendstern

Wie Todesahnung, Dämm'rung deckt die Lande,

umhüllt das Tal mit schwärzlichem Gewande;

der Seele, die nach jenen Höh'n verlangt,

vor ihrem Flug durch Nacht und Grausen bangt!

Da scheinest du, o lieblichster der Sterne,

dein sanftes Licht entsendest du der Ferne,

die nächt'ge Dämmrung teilt dein lieber Strahl,

und freundlich zeigst du den Weg aus dem Tal.

O du, mein holder Abendstern,

wohl grüsst' ich immer dich so gern;

vom Herzen, das sie nie verriet,

grüsse sie, wenn sie vorbei dir zieht, -

wenn sie entschwebt dem Tal der Erden,

ein sel'ger Engel dort zu werden!

…..

ELISABETH

Dich, teure Halle, grüss ich wieder,

froh grüss ich dich, geliebter Raum!

In dir erwachen seine Lieder

und wecken mich aus düstrem Traum.

Da er aus dir geschieden,

wie öd erschienst du mir!

Aus mir entfloh der Frieden,

die Freude zog aus dir!

Wie jetzt mein Busen hoch sich hebet,

so scheinst du jetzt mir stolz und hehr,

der mich und dich so neu belebet,

nicht weilt er ferne mehr!

Sei mir gegrüsst!

Sei mir gegrüsst!

Du, teure Halle,

Sei mir gegrüsst!

…..


Treulich geführt
…..
Brautlied (der Männer und Frauen)

Treulich geführt ziehet dahin,

wo euch der Segen der Liebe bewahr’!

Siegreicher Mut, Minnegewinn

eint euch in Treue zum seligsten Paar.

Streiter der Tugend, schreite voran!

Zierde der Jugend, schreite voran!

Rauschen des Festes seid nun entronnen,

Wonne des Herzens sei euch gewonnen!

(Hier werden die Türen geöffnet)

Duftender Raum, zur Liebe geschmückt,

nehm’ euch nun auf, dem Glanze entrückt.

Treulich geführt ziehet nun ein,

wo euch der Segen der Liebe bewahr’!

Siegreicher Mut, Minne so rein

eint euch in Treue zum seligsten Paar.
…..
Treulich bewacht bleibet zurück,

wo euch der Segen der Liebe bewahr’!

Siegreicher Mut, Minne und Glück

eint euch in Treue zum seligsten Paar.

Streiter der Tugend, bleibe daheim!

Zierde der Jugend, bleibe daheim!

Rauschen des Festes seid nun entronnen,

Wonne des Herzens sei euch gewonnen!

Duftender Raum, zur Liebe geschmückt,

nahm euch nun auf, dem Glanze entrückt.

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Die Meistersinger von Nürnberg

…..
Wahn! Wahn! Überall Wahn!

Wohin ich forschend blick'

in Stadt- und Weltchronik,

den Grund mir aufzufinden,

warum gar bis aufs Blut

die Leut' sich quälen und schinden

in unnütz toller Wut!

Hat keiner Lohn noch Dank davon:

in Flucht geschlagen, wähnt er zu jagen.

Hört nicht sein eigen Schmerzgekreisch,

wenn er sich wühlt ins eig'ne Fleisch,

wähnt Lust sich zu erzeigen.

Wer gibt den Namen an?

‘s ist halt der alte Wahn,

ohn' den nichts mag geschehen,

‘s mag gehen oder stehen!

Steht's wo im Lauf,

er schläft nur neue Kraft sich an;

gleich wacht er auf,

dann schaut, wer ihn bemeistern kann!

Wie friedsam treuer Sitten

getrost in Tat und Werk,

liegt nicht in Deutschlands Mitten

mein liebes Nürenberg!

(Er blickt mit freudiger Begeisterung ruhig vor sich hin.)

Doch eines Abends spat,

ein Unglück zu verhüten,

bei jugendheißen Gemüten,

ein Mann weiß sich nicht Rat;

ein Schuster in seinem Laden

zieht an des Wahnes Faden.

Wie bald auf Gassen und Straßen

fängt der da an zu rasen!

Mann, Weib, Gesell und Kind

fällt sich da an wie toll und blind;

und will's der Wahn gesegnen,

nun muß es Prügel regnen,

mit Hieben, Stoß' und Dreschen

den Wutesbrand zu löschen.

Gott weiß, wie das geschah? –

Ein Kobold half wohl da!

Ein Glühwurm fand sein Weibchen nicht;

der hat den Schaden angericht't.

Der Flieder war's:

Johannisnacht. –

Nun aber kam Johannistag! –

Jetzt schau'n wir, wie Hans Sachs es macht,

daß er den Wahn fein lenken kann,

ein edler' Werk zu tun.

Denn läßt er uns nicht ruh'n

selbst hier in Nürenberg,

so sei's um solche Werk',

die selten vor gemeinen Dingen

und nie ohn' ein'gen Wahn gelingen

…..
SACHS

(zart)

Mein Freund, in holder Jugendzeit,

wenn uns von mächt'gen Trieben

zum sel'gen ersten Lieben

die Brust sich schwellet hoch und weit,

ein schönes Lied zu singen,

mocht' vielen da gelingen;

der Lenz, der sang für sie.

Kam Sommer, Herbst und Winterszeit,

viel Not und Sorg' im Leben,

manch' ehlich Glück daneben,

Kindtauf', Geschäfte, Zwist und Streit:

denen's dann noch will gelingen,

ein schönes Lied zu singen,

seht; Meister nennt man die!
…..