HOLZ Arno



Ihr Dach stieß fast bis an die Sterne


Ihr Dach stieß fast bis an die Sterne,

Vom Hof her stampfte die Fabrik,

Es war die richtige Mietskaserne

Mit Flur- und Leiermannsmusik!

Im Keller nistete die Ratte,

Parterre gabs Branntwein, Grog und Bier,

Und bis ins fünfte Stockwerk hatte

Das Vorstadtelend sein Quartier.


Dort saß er nachts vor seinem Lichte

— Duck nieder, nieder, wilder Hohn! —

Und fieberte und schrieb Gedichte,

Ein Träumer, ein verlorner Sohn!

Sein Stübchen konnte grade fassen

Ein Tischchen und ein schmales Bett;

Er war so arm und so verlassen,

Wie jener Gott aus Nazareth!


Doch pfiff auch dreist die feile Dirne,

Die Welt, ihn aus: Er ist verrückt!

Ihm hatte leuchtend auf die Stirne

Der Genius seinen Kuß gedrückt.

Und wenn vom holden Wahnsinn trunken

Er zitternd Vers an Vers gereiht,

Dann schien auf ewig ihm versunken

Die Welt und ihre Nüchternheit.


In Fetzen hing ihm seine Bluse,

Sein Nachbar lieh ihm trocknes Brot,

Er aber stammelte: O Muse!

Und wußte nichts von seiner Not.

Er saß nur still vor seinem Lichte,

Allnächtlich, wenn der Tag entflohn,

Und fieberte und schrieb Gedichte,

Ein Träumer, ein verlorner Sohn!


Von freier Höhe


Ich weiß.


Oft

wars nur ein Lachen, ein Handdruck von dir,

oder ein Härchen, ein bloßes Härchen,

das dir der Wind ins Genick geweht,

und all mein Blut

gährte gleich auf,

und all mein Herz

schlug nach dir.


Dich haben, dich haben.

dich endlich mal haben,

ganz und nackt, ganz und nackt!


Und heut,

zum ersten Mal,

unten am See, glitzernd im Mittag,

sah ich dich so.


Ganz und nackt! Ganz und nackt!


Und mein Herz

stand still.


Vor Glück, vor Glück.


Und es war keine Welt mehr,

nichts, nichts, nichts,


es war nur noch Sonne, nur noch Sonne --


so schön warst du!