WIELAND, Martin Christoph


Das Gärtlein still vom Busch umhegt

Das Gärtlein still vom Busch umhegt,
Das jeden Monat Rosen trägt,
Das gern den Gärtner in sich schließt,
Der es betaut, der es begießt,
Es lebe hoch!

Der Bergmann, stark und wohlgenährt,
Der ohne Licht zur Grube fährt,
Der immer wirkt und immer schafft,
Bis er erlahmt, bis er erschlafft,
Er lebe hoch!


OBERON
.....
Doch, laß das Ärgste sein! Sie ziehe ganz sich ab,

Die Wunderhand, die uns bisher umgab;

Laß sein, daß Jahr um Jahr sich ohne Hülf erneue,

Und deine liebende getreue

Amande finde hier auf diesem Strand ihr Grab;

Fern sei es, daß mich je, was ich getan, gereue!

Und läge noch die freie Wahl vor mir,

Mit frohem Mut ins Elend folgt ich dir!

……

Und als wir, sterbend schon, so unverhofft den Wogen

Entrannen, sprich, wer anders als die Macht

Die uns beschützt, hat uns bisher bedacht?

Aus ihrer Brust hab ich's gesogen,

Das Wasser, das in dieser bangen Nacht

Mein kaum noch glimmend Licht von neuem angefacht!

Gewiß auch dieses Mal, das unser Leben fristet,

Hat eine heimliche wohltätge Hand gerüstet!

Wofür, wenn unser Untergehn

Beschlossen ist, wofür wär' alles dieß geschehn?

Mir sagt's mein Herz, ich glaub's, und fühle was ich glaube,

Die Hand, die uns durch dieses Dunkel führt,

Läßt uns dem Elend nicht zum Raube.

Und wenn die Hoffnung auch den Ankergrund verliert,

So laß uns fest an diesem Glauben halten;
Ein einz'ger Augenblick kann alles umgestalten!
…..