ARTMANN, H.C.
O tod du dunkler meister
o tod du dunkler meister
du gallenbittres elixier
du zugereister harpunier und gott
du mond voll blinder äugen
du rosenzwerg im hinterhalt
du spinnenturm du spinne
du punkt zum abgethronten leben
o tod du schwarzer meister
erhöre uns erhöre uns
verschone uns
vor deinen spröden särgen
zerbeiß uns nicht das hirn wie glas
o tod du dunkler meister
zerbeiß uns nicht wie glas..
o tod du dunkler meister
du auf gerißner kiefer
du untrostschwere erden
du ohngeformter rattenschnabel
du durch und durch gewürmtes fleisch
du samenfraß du leere muschel
du nasse aschensonnen
o tod du schwarzer meister
erhöre uns erhöre uns
verschone uns
vor deinen wunden särgen
zerbeiß uns nicht wie glas das hirn
o tod du dunkler meister
zerbeiß uns nicht wie glas ..
O mein rosenfarber mund
o mein rosenfarber mund
wie bist mir sehr erblasset
ich kann es noch nicht fassen
dass man mir schon die lichter tragt
durch einen tränennebel . .
die vögel schrein aus feuchtem grund
der kannibal der truhen
hat dich zu tiefst ins herz geküsst
der abend ist gefallen diese stund
auf deinen leib so kühl und jäh . .
ade . .
ade du zeit der schäferei
und grüss dich dunkles käferreich
ich steh vor deiner mauer . .
schon kommen sie mit fackeln . .
mit viel gebet und prozession
naht sich der trauerhaufen –
mit stillverhaltnem atem
zerschneidet man das letzte brod
und ich allein im weissen tuch
seh nimmer mond noch sterne .