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FAUSER, Jörg



Rohstoff
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Früh am Morgen mochte ich die Stadt am besten. Es war gut, noch am Leben zu sein. Der Wind, der vom Horn wehte, machte den Kopf klar. Ich ging in eine Milchstube, wo die Lastenträger und Ladenschwengel frühstückten, aß eine Schüssel süße Nudeln und trank heiße, gezuckerte Milch. Selbst die Spitzel waren um diese Zeit einfach Männer, die wieder eine Nacht überlebt hatten. Ich schlenderte zum Bahnhof Sirkeçi hinunter und wartete, bis der Zeitungsladen aufmachte. Der Zug nach Deutschland stand schon auf den Gleisen. Ich hatte keine Lust mitzufahren. Ich kaufte eine Times. Frühjahr ’68. Es sah so aus, als ob sich etwas zusammenbraute in Paris, Berlin, Prag. Ich setzte mich in das Teehaus an der Ecke und las die Zeitung. Es nahm sich ganz interessant aus. Der Ami bezog Prügel in Vietnam. Wer weiß, was die Türken davon hielten. Man hörte, daß amerikanische Seeleute abgestochen wurden, in Tophane und anderswo.

Gerüchte. Hoffentlich waren die beiden bald fertig mit ihrem sexuellen Anfall. Ich wollte noch weiterschreiben. Ich hörte Schiffssirenen im Horn. Plötzlich dachte ich:

Und wenn du das Ding wirklich fertigschreibst, was machst du dann damit?

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