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WACKENRODER, Wilhelm Heinrich



Verzweiflung


Wer teilt mit mir die ungezähmten Schmerzen

die in mir kochen mein erglühend Blut?

Ha! Meine Feinde könnt’ ich itzo herzen

Mit Fiebersiechen konnt’ ich lechzend scherzen:

Bis in die Hölle stürzen mich die Wut


O kommer, Satans böse Geister alle

und schaut mit Lust auf diesen Leichnam hin!

Es ist mein weib! Mit lautem Juchzen schalle

ein Siegeslied von euch mir zu, und halle

mir Trost in meinem wild durchstörten sinn..


Ach nein! Ihr selbst, ihr würdet euch erbarmen

Zu elend wär ich schon für eure Lust!

Ihr quälet Frohe lieber - flieht mich Armen.

Oh wen umschliess ich nun mit offnen Armen.

Wen press ich an die qualerschöfte Brust?


Ja! Steine will ich an den Busen drücken!

Triumph! Itzt kenn’ ich wahre Seligkeit!

Hinweg, ihr Menschenherzen! Öde Lücken

lässt euer Gruss zurück: ihr morschen Brücken

des schwarzen Stromes unrer Jammerzeit!


An buntem Marmor will ich mich erlaben.

Das diamantne Feuer sei mein Hott!

Es brennet ewig! Spreu sind alle Gaben,

die die gepries’ne schöne Seelen haben –

hinweg ihr Menschenherzen, ihr mein spott.