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LANGER, Rudolf



Junges Paar


Freitagnachmittag zwischen vier und fünf.

Ich sehe sie noch

auf der Rolltreppe hochkommen,

einen Fuß nach vorn gestellt,

ihre lockeren Körper ins Sonnenlicht

eintauchen, an mir vorbei

um die Ecke biegen, über den

Zebrastreifen auf die Fahrbahn gehen -

wo sie beide hinfielen,

ein Auto scharf bremste.

Als ich hinkam,

erhob sich der junge Mann

und nahm den toten Kopf des Mädchens

in seine Hände

und weinte noch nicht,

verschwieg es der bleiernen Wolke.



Seestück zum Schluss


Zum Schluss nur noch Gedichte lesen

den Spuren nachgehen verfallener Schönheit

Zwischen den Ruinen der Epoche

die Mühsal der Gutwilligen abschätzen

Brandstifter und Mörder erkennen

Mit ein paar Handgriffen Illusionen

zerstören: Hand in Hand mit der Geliebten

an einsamer Küste zu wanderrn

Mit einem scherzo

im leichtfüssigen Tanz der Verben

zuletzt in den Sand einsinken

für immer ausruhen ungefähr

ohne ihren Schrei noch zu hören

bei der Brandung der Lust der Möwen

der Ankunft des Schiffes